Hallo Stefan,
Du hast mich mit Deinem Posting ziemlich platt gemacht, weil es
anscheinend an der Zeit ist, nicht mehr über Mißstände zu schreiben,
sondern neue Wege auszudenken und auszuprobieren.
Das hat mich erstmal ziemlich sprachlos gemacht.
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsIch hänge in soner Art
'Ich-mach-den-Scheiß-nicht-mehr-mit-Intolleranz'.
;-)
Du machst "den Scheiss" mit, seit ich dich kenne / es desa gibt - wie
lange ist das her?
Ich meinte den von außen nach innen Scheiß.
Manche Leute halten ihre Wohnung sauber, um sich selbst wohl zu fühlen,
andere tun das nur, damit der Besuch gut von ihnen denkt (und redet).
Ich mag den von außen-nach-innen-Scheiß nicht. Sollte eigentlich klar
sein, wenn man sich das bildlich vorstellt ;-))
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsMich tröstet dann der Gedanke, daß ich zumindest viel Schönes erleben
durfte
Ja, durfte ich auch. Aber das ist Vergangenheit. Wie weiter, wenn
nicht nur von der Vergangenheit zehren?
In der Vergangenheit stecken die Wurzeln, mit denen man die Stoffe, die
man braucht in die Zukunft transportiert.
Je mehr man gesehen und erlebt hat, umso effektiver kann man die Zukunft
gestalten.
Vielleicht sind wir erst im Knospenstadium? :-)
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsMir kommt es so vor, als hättest Du noch jede Menge Energie - nur keine
Motivation mehr, sie einzusetzen.
Hmmm. schwierig... Schwer zu sagen. Doch, ich habe Energie. Aber diese
Energie braucht ein Ziel, eine Richtung, eine Aufgabe. Ich hab's hier
schon zu erklären versucht - ich bin völlig frei, finanziell und auch
sonst. Für dieses Privileg bin ich jeden Tag auf's Neue dankbar. Aber
Mein Viehzeug. Muss ich halt aufstehen, rausgehen, füttern usw. Eine
Struktur, die ich mir selbst auferlege. Wird mir ja auch sehr gedankt,
das zeichnet Viecher aus.
Ich habe mich oft gefragt, was Leute davon haben, passives Mitglied in
der Lindenstraße zu sein oder ständiger ''Opa auf der Bank' bei
Talkshows.
Warum brauchen sie das Gefühl, keinen realen Schaden erleiden zu können,
aber auch keinen realen Schaden verursachen zu können?
Was ist an den virtuellen Welten eigentlich spannender als der direkte
Umgang mit der Natur?
Ich finde zehn Minuten mit einem Hund real spazieren zu gehen spannender
als zehn Folgen Lindenstraße - aber - warum?
Post by s***@gmx.netWas ich nach dem Tod meiner Frau aber gemerkt habe: ich habe nach über
20 Jahren verlernt, allein zu leben.
Topfplanze ;-))
Normal breitet sich ein Mensch in seinem Leben immer weiter aus.
Die Familie vergrößert sich, die Vertrautheit der Nachbarschaft wächst
und die Arbeit zeigt immer mehr Ergebnisse.
In unseren zivilisierten Topfpflanzenexistenzen kommen wieder aber immer
wieder an Grenzen.
Keine lebenslangen Partnerschaften mehr, sondern
Lebensabschnittsgefährten, ständig wechselnde Wohnorte und
Arbeitsplätze, und die Auflösung der Ergebnisse unserer Arbeit im
allgemeinen Wirtschaftswachstum lassen uns kaum über das augenblickliche
Umfeld hinauswachsen.
Post by s***@gmx.netNicht das, was Aliena
ferndiagnostiziert hat: "fehlt Menschenkontakt".
Aliena ist die weibliche Form von Alien. Aliens sind die Dinger, die
sich erst am Hals festbeißen und dann in den Bauch gehen ;-)))
Die Zielsetzung ist da wohl etwas gewöhnungsbedürftig ...
Post by s***@gmx.netDen habe ich, täglich
hier, auch gute Freunde, die jederzeit für mich da sind. Das ist es
aber nicht. Ich brauche nicht persönliche Kommunikation (auch, aber
nicht so viel), sondern Nähe. Den Menschen, der morgens mit mir
aufwacht, der nachmittags wiederkommt, wenn er aus dem Haus geht, und
der abends mit mir einschläft. Das können Freunde nicht leisten. Ich
habe keine Freunde, denen ich sagen könnte: he, leg' dich doch heute
nacht zu mir in's Bett, damit ich neben mir jemanden atmen höre und
jemand da ist, wenn ich den Arm ausstrecke. Der schnarcht, pupst und
einfach LEBT. Oder doch, ich habe sogar solche Freunde - aber ich
würde mich mit ihnen im Bett nicht wohlfühlen, und sie sich mit mir
nicht.
Kann ich gut nachvollziehen. Genau das hat mir auch gefehlt. Ich habe im
letzten Jahr vor meinem Zusammenbruch 200 Nächte im Hotel fern der
Heimat verbracht.
Dein Szenario entspricht in etwa einer entlegenen Forschungsstation oder
einem Pionierlager.
Gefällt mir gut - zumal es noch genügend Winkel der Erde gibt, die
erschlossen werden könnten.
Post by s***@gmx.netKurzum: ich bin einsam, ja. Sehr einsam. Nicht allein, sondern einsam.
Was läßt sich dagegen tun?
Kontakte knüpfen, die real sind.
Anscheinend werden eine Menge Gefühle in virtuelle Gebilde umgeleitet.
Wir sind Pabst, wir sind Weltmeister oder wir sind Schalke-Fan ...
Manche Leute fühlen sich auch auf der Voyager mehr heimisch als auf
ihrem realen Arbeitsplatz ..
Nur - die Gefühle, die Geborgenheit, Vertrautheit und Anteilnahme
beinhalten, sind kaum noch deutlich zu erkennen.
Irgendwie hat sich eine globale Paranoia gegen das reale Leben
ausgebreitet, während das vertrauen in unsere Superhelden und Superstars
grenzenlos geworden ist.
Post by s***@gmx.netWieder Partnerschaft, klar. Ich will mein
Leben nicht allein verbringen. Aber ich bin zu müde, darauf
hinzuarbeiten.
Was gut ist, kommt von selbst.
Ich halte es für ein viel größeres Problem, das als gut akzeptieren zu
können, was im Umfeld schon längst bereitsteht.
Oft nimmt man Geschenke auch nicht an, weil man Angst hat, sie wieder zu
verlieren.
Post by s***@gmx.netIch kenne x Leute im Umfeld, die unzufrieden Single
sind und immer auf der Suche. Ohne glücklichen Ausgang.
Partner als Lückenbüßer?
Erst wenn man keinen Partner mehr braucht, ist man bereit für eine
Partnerschaft.
Außer es läuft einem jemand wirklich Interessantes über den Weg.
Post by s***@gmx.netBei mir kommt
die "Lätschigkeit" dazu - um jemanden kennenzulernen, müßte ich ja den
Arsch hochkriegen.
Den kriegst Du doch für Deine Getüme hoch. Du hast demnach anscheinend
nur noch nichts 'Bewegendes' im Blickfeld.
Post by s***@gmx.netUnd damit wäre es nicht getan. Ich bin Menschen
gegenüber eher misstrauisch. Die Frauen, in die ich mich bisher in
meinem Leben verliebt habe, kannte ich immer schon lange. Ich bin
nicht der Typ des "sehen - Verlieben - peng", sondern ich kann mich in
eine Frau verlieben, wenn ich die so 1+x Jahre im Alltag erlebt habe
und denke: ja, die ist vertrauenswürdig, die will mich nicht
verletzen.
Du hast es doch auch bei Deinen Hunden geschafft, nicht von ihnen
verletzt zu werden.
Hast Du spontan Vertrauen zu ihnen gefaßt oder mußtest Du sie vorher
beobachten?
Post by s***@gmx.netUnd wenn ich daran zurück denke, wie lange es bei meiner Frau und mir
gedauert hat (und wie viele Krisen dazwischen lagen), bis wir endlich
geheiratet haben (13 Jahre), weil wir irgendwann dachten: ja, das hält
ein Leben lang... dann denke ich wirklich: für nochmal so einen Stress
bin ich zu alt.
Naja, dann bleiben Dir wohl nur noch Blondinen ;-))
Post by s***@gmx.netUnd natürlich bin ich im Alter auch anspruchsvoller
als früher. Damals, mit 20, mein Gott, was kostet die Welt, was sind
Konventionen, was sind Bedenken. Gab es alles nicht, mangels
persönlicher Erfahrung. Machen wir einfach, werden wir dann schon
sehen, was passiert. Auch das ist heute anders.
Du findest es bedauerlich, Erfahrungen gemacht zu haben?
Machen Erfahrungen nicht selbstsicherer und effektiver?
Post by s***@gmx.netEs gibt sogar einen Menschen, den ich über alles liebe und vom Fleck
weg heiraten würde. Die kenne ich seit fast 10 Jahren. Aber dieser
Mensch liebt mich nicht, er mag mich nur sehr, und angesichts seiner
jüngeren Erfahrungen hat er bis auf weiteres von Männern die Schnauze
gestrichen voll. Und schottest sich und die "Rest-Familie" (Kinder)
ab, damit wenigstens die halbwegs unbeschadet überlebt. In deren Leben
ist für mich kein Platz. Zumindest nicht für die nächsten Jahre.
Mir ist nicht ganz klar, in wie weit da in Deinem Kopf eine eigene
virtuelle Lindenstraße abläuft, der Du gerecht werden willst.
Klar brauchen viele Dinge Zeit, aber manche Weichen werden in
Sekundenschnelle durch einen Blick oder eine kleine Geste gestellt. Der
berühmte Funke, der zu jeder Zeit überspringen kann.
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsDaß Du Deine Getüme als Hunde bezeichnest, dürfte viele
Haustierbesitzer
schockieren ;-))
Noe, Hundebesitzer wissen, was ich meine (Hunde sind ja auch nur
Menschen...) Und Leute wie ich, mit einem Faible für Tierheim-Tiere,
sowieso.
Es ist eine Schande, daß es überhaupt Tierheime geben muß.
Es sollte jede Zucht von Hunden verboten werden, bis auch der letzte
Kollege aus dem Tierheim wieder eine Familie gefunden hat.
Post by s***@gmx.netHe, mein großer (40 kg) asozialer Beisser (der von Geburt an 4 Jahre
lang isoliert im Zwinger war, bis er auf die Misshandlungen von
Herrchen endlich mal richtig zugebissen hat, um daraufhin sofort ins
Tierheim abgeschoben zu werden) von damals hat sich im Laufe von fast
5 Jahren hier richtig rausgemacht! Mittlerweile darf jeder Erwachsene
ungefährdet das Grundstück betreten - natürlich nur, wenn Stefan ihn
willkommen heisst. Hündchen fragt mich vorher, ob er abschleckern oder
angreifen soll - bzw. spürt das schon ohne zu fragen ;-) Hunde sind
auch kein Problem. Nur Kinder will er sofort töten, da muss er an die
Leine.
Hört sich an, als käme der Hund aus der ASI-Politik
(Arbeits-/Sozial-/Innenministerium)
Läuft er frei auf Deinem Grundstück?
Post by s***@gmx.netWeil er inzwischen Hunden gegenüber so tolerant ist, habe ich mit ihm
diesen Sommer die Tierheime abgeklappert, wo er sich einen Kumpel
aussuchen "durfte". Naja, so scharf war er darauf nicht. "The one and
only" bei Stefan zu sein gefiel ihm besser. Also hat er sich einen
gesucht, der was kleiner und unterwürfig ist und ihm seinen Rang bei
mir nicht streitig macht.Jetzt habe ich hier also seit 2 Monaten noch
einen 20 kg kleinen hässlichen alten Bastard aus was-auch-immer
(Schäferhund ist mit drin, Boxer wahrscheinlich auch), der das auch
verdient hat. Es ist nicht schön, von Herrchen im Wald an einen Baum
gebunden zu werden und dann ein Jahr lang im Tierheim-Zwinger zu
sitzen, wo einen auch keiner haben will, weil man zu alt und zu
hässlich und nichtmal reinrassig ist...
Du meinst, er sei als Wappentier für Soziophobe geeignet?
Hat er eine Homepage?
Post by s***@gmx.netAber Stefan interessieren Rasse und Alter nicht. Der läßt den Neuen
auch temporär ins Bett, weil der erstmal Nähe und Kontakt und
Sicherheit braucht, bis er kapiert hat, dass er hier nicht wieder
ausgesetzt wird, wenn er sich "schlecht" benimmt... Und mittlerweile
tolerieren sich die beiden Wuffis nicht nur, sondern zeigen sogar
Ansätze, miteinander zu spielen! Habe ich ja gleich gesagt: alles nur
eine Frage von Zeit und Geduld. Wenn Menschen so authentisch und
lernfähig wären wie Tiere, hätte ich für Menschen auch viel mehr
übrig...
War das jetzt eine Anspielung?
[eigene Internetpräsens]
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsAha, also doch noch tief innen ein Konsument, dem man alles vorsetzen
muß.
Ja. Ich will für mich da einfach ein "take it or leave it". Mich nicht
immer damit befassen zu müssen, fällt einfach unter "Selbstschutz". Es
selbst "gut" zu machen, würde ich auf Dauer nicht aushalten.
Du brauchst nur Verbündete gegen einen zuverlässigen, beständigen
Widersacher?
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsDas hört sich nach einem erfüllten Leben an.
Wenn man was für Schwalben übrig hat, wie ich, schon ;-) Wenn ich die
sehe, kann ich mich Freude kaum mehr einkriegen. Und mittlerweile habe
ich 5 "Stammpaare", die immer wieder kommen. Wenn ich im Mai / Juni
morgens auf dem Klo sitze und das Fenster auf habe, hocken die im Bad
oben auf der Duschtrennwand und tröten mir was vor :-) Manchmal sind
sie auf der Suche nach Nistplätzen etwas dumm. Fliegen durch's offene
Dachfenster ins Haus und finden nicht mehr raus. Also 2 x täglich
überall kontrollieren und bei Bedarf aufsammeln und raussetzen. Und
wenn der Nachwuchs da ist, ähnlich: 2 x täglich kontrollieren und bei
Bedarf aufsammeln und wieder reinsetzen ins Nest :-)))
Damit hast Du doch die nächste Stufe der Sexualität erreicht:
Den zuverlässigen Schutz von hilfebedürftigem Jungleben.
Jetzt müßtest Du Dich nur noch in die Vergangenheit einklinken.
Schwalben haben gern Kühe um sich ...
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsZivilisierte Menschen sind wie englischer Rasen. Sie dürfen nur an
bestimmten Stellen wachsen und werden auf einer gringen Größe gehalten.
Alles, was versucht, natürlich zu wachsen oder die Grenzen
'überwuchert', wird erbarmungslos abgeschnitten.
Depressionen in all ihren Erscheinungsformen sind nur eine Reaktion auf
die mentale Mangelernährung.
Hm... das ist eine Sichtweise. Eine andere ist, dass der Rasen eben
gar nicht mehr gestutzt wird, und der zivilisierte Mensch nicht damit
klar kommt, frei zu wachsen, so hoch er will. Und die Depression eine
Reaktion darauf ist, dass weit und breit niemand in Sicht ist, der
bereit ist, den Rasen zu mähen.
In der Sado-Maso-Szene kenne ich mich nicht so aus.
Vielleicht solltest Du Dir eine Kugel ans Bein binden oder Handschellen
tragen, damit Du Dich nicht zu frei fühlst ;-))
Aber um bein Rasen zu bleiben:
Wenn ich Gras wäre, hätte ich nichts dagegen, wenn ein Schaf mich frißt,
aber mir würde es gewaltig stinken, wenn ich von einem Rasenmäher
abgeschnitten würde, damit ein Fußballer auf mir rumtrampeln kann.
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsIm Suff bin ich noch viel schlauer.
Bist du nicht.
Do-och!
Post by s***@gmx.netDu bist nur enthemmt und rücksichtslos, wie jeder
Mensch im Drogenrausch.Und in diesem Zustand so engstirnig, das eigene
Leid mit Klugheit zu verwechseln.
Wenn ich den Rettungsanker nicht hätte, wäre ich schon seit Jahrzehnten
tot.
Leider funktioniert er nicht mehr, weil das 'Image' sich geändert hat.
Alkohol wird zusehens als Abschaltmittel und nicht mehr als
Regenerationsmittel genutzt.
Manche trinken, um zu vergessen, andere (wie ich), um sich zu erinnern.
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsMusik verstehe ich z.B. fast nur im Suff, weil sie mir nüchtern viel zu
sehr unter die Haut geht.
Das widerspricht obigem ja nicht. Janis Joplin, Jim Morrison, Bon
Scott u.v.a. konnten die Bühne nur mit 1 Flasche Whisky intus betreten
- vorher konnten sie nicht singen. Und erst nach 2 Flaschen intus
waren sie richtig gut. Jenseits von 3 Flaschen intus wollte sie das
Publikum aber nicht mehr sehen.
Du vergißt, daß ich mit dem Kölner Karneval vertraut bin.
Der ist komplett nur im Suff zu ertragen.
Post by s***@gmx.netPost by Harald LinsDieses Gefühl des Low-Level-Überlebens habe ich seit kurzem auch.
Es wird aber nur für die Übergangszeit benötigt.
Bei mir auch. Wenn die Schwalben wieder da sind (so 15.-25.04.),
geht's rapide aufwärts...
Wo sind Deine Schwalben jetzt?
In Zeiten des Internets müßte es doch möglich sein, ihren Aufenthaltsort
im Winter ausfindig zu machen.
Wie wäre es mit einer Live-Web-Cam beim Nestbau als Alternative zu
http://www.fluegel.tv? ;-)
Viel Erfolg bei der Umsetzung Deiner Ideen.
Gruß
Harald