Hallo Harald!
Post by Aliena W.Post by Harald LinsPost by Aliena W.Ich denke auch, solange so eine Kluft zwischen Heilenden/
Helfenden und Kranken/Hilfsbed rftigen besteht und Leute sich
'von oben' sagen lassen, wann sie psychisch krank und wann
gesund sind, wird sich nicht wirklich was zum Positiven hin
ndern.
Warum hast Du das nicht schon vor zehn Jahren hier geschrieben?
Vor 10 Jahren hab ich hier noch gar nicht geschrieben.
Jetzt fang Du mit mir nicht auch noch die Erbsenz hlerei an. F nf
Ich war schon immer passionierte Erbsenzählerin :-)
Jahre fr her h tte auch gereicht - sogar zwei Jahre.
Hab ich bestimmt schon öfter sinngemäß. Das seh ich ja
nicht erst seit gestern so.
Post by Aliena W.Da war ich grad in einer psychosomatischen Klinik und hab meine
erste h bsche Psycho-Diagnose bekommen. Und danach war ich ein Jahr
bei einer Psychoanalytikerin, die eigentlich gar nicht mit mir
gesprochen hat, sondern nur mit der Diagnose...
;-)))) Ein b hnenreifer Ausspruch, da w rde soghar Volker Pispers vor
Neid http://youtu.be/unX6mu4OxE8
Wo er Recht hat, hat er Recht: der Terror ist im Kopf.
Wenn ich damals nicht so eingeschüchtert gewesen wär, z.B.
auch von dem Therapeuten da in der Klinik noch, bei dem
ich mir vorkam wie auf der Anklagebank, hätt ich meiner
Analytikerin auch mal empfohlen, lieber selber mal 'ne
Therapie zu machen, statt ihren (Be-)Mutter(-ungskomplex)
an mir auzuleben. Sie hatte natürlich gelernt, dass ein
gestörtes Mutter-Kind-Verhältnis der Ursprung meiner
Störung sei und wollte mir dann auch noch dauernd quasi
die bessere Mutter sein. Das war nervig.
Oder ich hab z.B. auch in der Therapie gelernt, dass man
Angst vor einem auf der Straße entgegenkommenden Leuten
haben kann.
Hatt ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht. Aber dazu
haben sie in der Klinik extra Übungen gemacht, wie man die
Angst am besten bewältigen kann, und dann hatt ich die Angst
auf der Straße plötzlich auch...
Also man kann nicht nur im Fernsehen, sondern auch in so'ner
Therapie immer noch ein paar neue Ängste dazulernen ;-)
Post by Aliena W.Post by Harald LinsDie planm ige Neurotisierung der Bev lkerung wir durch
'Sozial ist, was Arbeit schafft' und 'Wer nicht arbeitet, braucht
auch nicht zu essen'
Ja, die Leute werden auch total gegeneinander ausgespielt. Ich hab
neulich echt'n Schreck gekriegt, wie voller Hass z.B. eine Fris rin
auf die sozialschmarotzenden HartzIV- Empf nger geschimpft hat, die
sich ein sch nes, faules Leben machen k nnen, w hrend sie sich
jeden Tag abrackern muss und auch nicht mehr Geld bekommt...
Der psychologische Trick, Menschen in solche Ha zust nde zu bringen,
ist ganz einfach. Man gibt ihnen einfach zwei M glichkeiten zur
Auswahl, bei denen sie in beiden F llen verlieren. Wenn heute
Menschen keine Arbeit mehr haben, sind sie dekadente
Sozialschmarotzer, wenn sie Arbeit haben, m ssen sie die dekadenten
Sozialschmarotzer mitern hren, obwohl der Lohn oft nichtmal f r den
eigenen Unterhalt reicht.
Ja. Gut auf den Punkt gebracht...
Egal, ob der 'einfache B rger' arbeitet oder nicht, er geh rt auf
jeden Fall zu den Verlierern. Wenn das auf alle zutreffen w rde, w re
das ja ok, aber es gibt wenige, die an der Not gut verdienen - allen
voran die Banken und die Versicherungen. Egal was passiert - sie
verdienen immer sehr, sehr gut. Der Entwicklungsstand unserer EDV w
rde es schon l ngst erm glichen, ein verwaltungskostenfreies Banken
und Versicherungswesen umzusetzen. Statt dessen wird dort noch immer
mit dicken Provisionen und Boni gearbeitet, wenn es mal wieder einem
Abzocker gelungen ist, einem Versicherten oder Bankkunden das Geld
aus der Tasche zu ziehen.
Naja, die hängen auch alle in dem System, das sich weitgehend
verselbständigt hat. Freiwillig steigt wahrscheinlich keiner
auf der "Gewinnerseite" so schnell aus.
Post by Aliena W.Post by Harald LinsEs ist zu kurz gesprungen und kann deshalb nicht erfolgreich
sein. Vermutlich ist jeder 'angstkrank'. Die Mehrheit hat dies
So w rd ich das nun auch wieder nicht sehen. Aber man kann imo
nicht tief betroffen und ersch ttert sein ber das psychische Leid
anderer und sich selber ausnehmen. Das ist falsches Mitleid.
Entweder man ist au enstehender Beobachter oder man hat Mitleid,
und dann geht einen das Leid auch selber was an. Das zu trennen
bringt Unheil.
Ja klar. Ich meinte ja nur, da viele Leute so sehr damit besch ftigt
sind, ihrer Geltungs-, Hab- oder Gewinnsucht nachzugehen, da die
'Krankheit' nicht ausbricht.
Ja, seh ich prinzipiell auch so. Aber es sind nicht unbedingt
nur Geltungs-, Hab- oder Gewinnsucht, d.h. letztlich wohl schon,
aber man könnte es auch positiver formulieren -- z.B. basiert
ja auch sozialer Zusammenhalt auf Geltungssucht: auf dem Wunsch,
von anderen anerkannt zu sein, dazuzugehören, Aufmerksamkeit zu
erhalten und auch bei anderen was zu bewirken usw.
Und da hat jeder so seine einen Strategien, wie er das anstellt:
der eine macht's über materiellen Wohlstand, der andere über
Bildung, der nächste findet sein Glück in der Familie, einer
engagiert sich politisch, einer wird Superstar und ein anderer
Arzt, um anderen zu helfen, usw.
Und wenn sowas dann wegbricht und jemand "gilt nichts mehr",
dann ist da Angst -- ja, klar.
Erlebe es grad auch im Bekanntenkeis mit: er hatte sich ganz
auf seine Frau fixiert, praktisch nur für und durch seine
Familie gelebt, nun sind Frau und Kind weg, und alles bricht
zusammen... Erst jetzt wird ihm klar, wie sehr er in einer
Scheinwelt gelebt hat, und pötzlich kriegt er Angst, raus
auf die Straße zu gehen, oder Platzangst im Parkhaus u.ä.
Lauter Sachen, die früher -- als er noch seine
"Geltungsberechtigung" durch seine Famlie hatte -- nie
Thema waren.
Post by Aliena W.Hilfreicher + ehrlicher w re imo, die "Heilenden + Helfenden" w
rden f r ihre Belange eintreten und nicht quasi in Vormundschaft f
r "die Betroffenen" Forderungen stellen, sondern das denen selbst
berlassen und dabei vielleicht unterst tzend wirken. Oder halt
beide Seiten gemeinsam.
Ja sicher. Dabei hakelt es aber noch immer an dem Blickwinkel. Die
sogenannten Krankheiten werden unter einem wirtschaftlichen Aspekt
gesehen und nicht unter einem gesundheitlichen Blickwinkel. Die alten
und kranken G ule werden nicht auf die Weide gelassen, um dort ihr
Gnadenbrot zu bekommen, sondern sie kommen in den hintersten Winkel
des Stalls und werden dort 'ruhig' gestellt.
Solange man psychische Leiden als Krankheit auffasst und wir
in einem kapitalistischen System leben, wird sich daran
wahrscheinlich auch nix ändern.
Aber der einzelne kann seinen Blickwinkel ändern. Ich krieg
immer wieder die Krise, wenn ich einen Freund sagen höre:
"Ich kann nicht, ich bin krank." Das wirkt dann wie 'ne
selbsterfüllende Prophezeiung, und dann kann er natürlich
auch wirklich nicht. Wenn er aber seine Depressionen +
Ängste mal aus Versehen vergisst, dann kann er 'ne ganze Menge.
Psychische Krankheit wird einerseits benutzt, um Leute
abzuschieben, zu bevormunden oder unter Kontrolle zu
halten, aber andererseits auch von Betroffenen, um sich
dahinter zu verstecken, Eigenverantwortung für ihr Leben
abzugeben usw.
Den Spruch über der Autobahn, den Du in einem Deiner
anderen Postings angeführt hast, fand ich gut: "Du stehst
nicht im Stau, Du bist der Stau."
Wenn einem bewusst wird, dass man eben nicht einfach von
anderen irgendwo hingestellt wird, sondern immer auch selbst
Teil der gegebenen Verhältnisse ist, dann kann man
stattdessen auch Zug oder Fahrrad fahren oder spazieren
gehen oder es sich ggf. auch 'ne Weile im Stau gemütlich
machen, wenn grad keine Abfahrt in Sicht ist.
Den Blickwinkel jedenfalls kann prinzipiell jeder selbst
wählen -- jedenfalls solange er noch nicht senil oder der
Geist anderweitig benebelt oder abgestumpft ist.
Mache mir grad auch Sorgen um jemand mit eher zu wachem
Geist, der jetzt in der Klapse ist und da mit Medikamenten
zugedröhnt wird.
Anfangs war ich erstmal beruhigt, als ich ihn dort besucht
hab, weil ich die Atmosphäre dort wider Erwarten eigentlich
ganz angenehm fand und er auch richtig gut drauf war. Sein
Gedankenkreisen hätte aufgehört, meinte er, und er war
richtig entspannt und gelöst. Seinen Aufenthalt dort hat
er wie ein Forschungsexperimet gesehen, ist auch freiwillig
dorthin bzw. auf Anraten und wollte sehen, ob ihm das hilft,
einen Ausweg aus seiner derzeitigen sehr unbefriedigenden
Lebenssituation zu finden und eben besser mit sich selber
klarzukommen.
Aber wie ich jetzt erfahren hab, war er, als ich dort war,
erst in der medikamentösen "Einschleichphase". Inzwischen
haben sie die Dosis verdoppelt, was ihn erstmal komplett
auch körperlich umgehauen hat, und mittlerweile kann man
nicht mal mehr ein paar Minuten mit ihm telefonieren, weil
er sich dauernd zu schwach und zu müde fühlt. Früher ist
er nach 3 Stunden Telefonieren erst so richtig in Fahrt
gekommen... Versteh ich nicht, was das soll, jemanden so
mit Psychopharmaka abzufüllen. Das Zeug nimmt ihm seine
ganze Lebendigkeit.
Post by Aliena W.Aber ein Aufruf, wo's um "die Betroffenen" geht, aber die gar nicht
mitreden und auch nicht unterzeichnen d rfen (jedenfalls sofern sie
nicht in heilenden/helfenden Berufen t tig sind) kommt ja quasi
einer pauschalen Entm ndigung aller "psychisch Erkrankten" gleich.
Das ist der Teil, der mich daran st rt.
Ja. Du hast da mehr Weitsicht als ich. In meinem Alter ist man schon
Nee, Weitsicht ist das leider nicht, ich bin kurzsichtig... ich
warte noch auf meine Altersweitsicht ;-) Hat 'ne Weile gedauert,
bis ich selber gesehen hat, was mich daran eigentlich stört.
f r kleine Fortschritte dankbar ;-)
Wie alt bist Du denn jetzt eigentlich?
Post by Aliena W.Wie ist denn der aktuelle Stand der Dinge in dang?
Au er "juergen" bin ich anscheinend der einzige von desa, der dort
noch schreibt. Mein 'Stil' ist ja aus desa schon gut bekannt -
besserwisserisch, beleidigend, herablassend, aggressiv usw.
Ich habe die 'W hler' in dang als 'machtgeile Gaffer, die wie im
alten Rom durch Daumenzeichen ber das berleben entscheiden'
bezeichnet. Der Ausdruck 'lebensunerfahrene Kinder, die Demokratie
spielen' kam wohl auch noch vor.. Kurz: Niemand in dang mag mich und
desa l uft Gefahr, wegen meiner mangelnden Demut vor den W hlern dort
gel scht zu werden.
Wie ich sehe, hast Du ja mittlerweile auch schon fast wieder
das gesamte Territorium zurückerobert ;-)
Kobra, bernehmen Sie ;-)
Tut mir leid, in Krimi-Serien bin ich nicht firm.
Und ich bin grad auch noch so weihnachtlich gestimmt,
dass ich gar keine Lust auf Streitgespräche hab :-)
(bzw. davon die letzten Tage schon genug um mich hatte ;-)
So dass ich einfach auch mal abgestimmt hab. Vielleicht
stimmen ja noch ein paar mehr hier mit ab und desa ist
so doch noch zu retten. Oder wir reichen dann halt
einen Antrag zur Umbenennung von de.etc.selbsthilfe.misc
ein oder so. Oder okkupieren dang ;-)
Lieben Gruß
Aliena